Ein Sicherheitsdienst kann nur so gut sein wie seine Mitarbeiter. Sprich: Nur Sicherheitsunternehmen mit professionell ausgebildetem und in vielen Einsätzen erfahrenen Personal liefern hochwertige Security. Als Auftraggeber ist es jedoch schwierig, den Professionalisierungsgrad der Sicherheitsmitarbeiter eines Wachdienstes einzuschätzen. Man muss sich auf die Aussagen des Sicherheitsdienstes dazu verlassen.

Doch es gibt ein objektives Kriterium, anhand dessen sich überprüfen lässt, ob ein Sicherheitsdienst seriös und hochwertig arbeitet: die Bewacher-ID. Diese persönliche Kennnummer für jeden einzelnen Security-Angestellten wird erst seit vergleichsweise kurzer Zeit vergeben.

Sämtliche Wach- und Sicherheitskräfte, die in Deutschland eine Security-Tätigkeit ausüben möchten, benötigen solch eine Bewacher-ID. Mit dieser Nummer sind sie im sogenannten Bewacherregister gelistet. Und dort kommt nur hinein, wer wirklich die notwendigen Qualifikationen nachweisen kann. Diese Maßnahme wurde eingeführt, um allgemein die Qualitätsstandards im Sicherheitsgewerbe zu verbessern. Wir stellen dieses System näher vor.

Was ist das Bewacherregister?

Das Bewacherregister ist ein zentrales System, über das deutschlandweit sämtliche Personen erfasst werden, die in der Sicherheitsbranche tätig sein dürfen. Es wurde 2019 gegründet. Seither ist es für alle Mitarbeiter im Security-Sektor Pflicht, eine über das Bewacherregister erstellte persönliche Bewacher-ID zu besitzen. Nur dann ist man nämlich berechtigt, als professionelle Sicherheitskraft zu arbeiten. Die Bewacher-ID ist eine siebenstellige Zahl, die nur einer einzelnen Person zugewiesen wird.

 

Bewacher-ID vom Bewacherregister - verpflichtendes Qualitätskriterium in der Sicherheitsbranche
Bewacher-ID vom Bewacherregister – verpflichtendes Qualitätskriterium in der Sicherheitsbranche

 

Gegründet wurde das Bewacherregister im Jahr 2019 vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Im Jahr 2022 ging die Verantwortung für das Führen des Registers über an das Statistische Bundesamt (destatis).

Wie kommt eine Sicherheitsfachkraft an ihre Bewacher-ID?

Das Statistische Bundesamt ist zwar zuständig für das Führen der Einträge im Bewacherregister und für die Vergabe der Bewacher-IDs. Es sammelt jedoch nicht aktiv die dafür notwendigen Infos. Die Anmeldung einer Sicherheitsfachkraft, um eine eigene Bewacher-ID zu bekommen und damit überhaupt die Berechtigung zu erhalten, in der Security-Branche zu arbeiten, ist Aufgabe der Sicherheitsunternehmen.

Das bedeutet, dass man als Mitarbeiter im Sicherheitsgewerbe auf den Arbeitgeber angewiesen ist, um eine Bewacher-ID zu erhalten beziehungsweise zu verlängern. Das Sicherheitsunternehmen verfügt dafür über einen Zugang zum Bewacherregister und muss sämtliche Angaben zu allen seinen Sicherheitsmitarbeiter stets aktuell halten. Als Arbeitnehmer im Security-Sektor hat man selbst keine Möglichkeit, sich eine Bewacher-ID zu holen, da nur Gewerbetreibende in dieser Branche einen Zugang erhalten und Anmeldungen vornehmen dürfen.

Der Ablauf einer Anmeldung für eine Bewacher-ID

Der Prozess, um eine Sicherheitsfachkraft über das Bewacherregister anzumelden und für sie eine Bewacher-ID zu generieren, startet beim Sicherheitsunternehmen: Das Unternehmen gibt über seinen Zugang sämtliche relevanten Daten zur entsprechenden Person im Bewacherregister ein. Zu den notwendigen Angaben und einzureichenden Dokumenten gehören:

  • Name
  • Geburtsdatum
  • Qualifikationsnachweis nach § 34a GewO
  • Meldeanschrift der letzten 5 Jahre (ohne Unterbrechung)
  • gültiges Ausweisdokument
  • Startdatum der Tätigkeit

 

Danach wird ein Prozess in Gang gesetzt, der im Einzelfall zwischen einigen Tagen und mehreren Wochen dauern kann. Die Anmeldung wird nämlich an die für die jeweilige Person zuständige Meldebehörde weitergeleitet. Diese Behörde übernimmt die Prüfung der Angaben auf Vollständigkeit und Wahrhaftigkeit und checkt zudem den Status des Bewerbers mit den Strafverfolgungsbehörden ab.

Liegt ein Haftbefehl gegen denjenigen vor, steht ein Gerichtsprozess an oder wurde derjenige bereits für Straftaten verurteilt, ist das ein Grund für eine Ablehnung der Bewerbung. Wer also keine wirklich weiße Weste hat, bekommt in Deutschland keine Bewacher-ID und kann damit nicht als Security-Kraft arbeiten.

Die örtliche Meldebehörde gibt im besten Fall jedoch grünes Licht – und nach dieser Überprüfung und Bestätigung vergibt das für das Bewacherregister zuständige Statistische Bundesamt die ganz persönliche siebenstellige Bewacher-ID für die Person. Die Bewacher-ID wird dem Sicherheitsbetrieb mitgeteilt, der die Anmeldung vorgenommen hatte – und der Security-Anbieter teilt sie wiederum seinem Mitarbeiter mit.

Im Bewacherregister wird auch festgehalten, in welchen Einsatzfeld ein Sicherheitsmitarbeiter tätig ist – also beispielsweise Eventschutz, Objektschutz, Ladendetektiv usw. Ändert sich das Einsatzfeld, in dem ein Mitarbeiter eingesetzt wird, muss das Sicherheitsunternehmen dies im Bewacherregister angeben.

Generell ist der Sicherheitsdienst als Gewerbebetrieb und Arbeitgeber dafür verantwortlich, sämtliche Angaben zu seinen Angestellten im Bewacherregister aktuell zu halten.

Das Dilemma der Bewacher-ID für Wachleute und Sicherheitsunternehmen

Die Erstanmeldung einer Sicherheitsfachkraft beim Bewacherregister ist leider oft eine Angelegenheit, die Geduld erfordert. Weil die dezentrale Überprüfung über die Meldebehörden und die Erteilung der Bewacher-ID oft mehrere Wochen dauern, kann man als Sicherheitsmitarbeiter  nicht sofort nach Unterschreiben des Arbeitsvertrags mit seinem Job starten. Das ist für beide Seiten ein Dilemma: für den Sicherheitsdienst, der seine neue Fachkraft erst mit Verzögerung einsetzen kann – und für den Mitarbeiter, der auf die Bewacher-ID warten muss, bis er endlich seinen Job antreten kann.

 

Ordnungsamt erteilt die Erlaubnis der Tätigkeit
Ordnungsamt erteilt die Erlaubnis der Tätigkeit

 

Das Gute dabei ist jedoch: Hat man einmal eine Bewacher-ID erhalten, so bleibt diese solange gültig, bis man aus der Branche aussteigt. Wechselt eine Sicherheitsfachkraft also das Unternehmen, bleibt jedoch weiterhin als Security tätig, wird im Bewacherregister einfach der neue Arbeitgeber mit der Bewacher-ID verknüpft. Deshalb sind bei Sicherheitsfirmen natürlich solche Bewerber besonders beliebt, die bei ihrer Bewerbung bereits eine Bewacher-ID vorweisen können.

Welche Rolle spielt die Bewacher-ID im Security-Alltag?

Die Bewacher-ID einer Sicherheitsfachkraft wird auf deren Dienstausweis gedruckt. Man hat als Sicherheitsmitarbeiter also in der Regel immer seine Bewacher-ID am Mann. Das ist wichtig, denn bei einer Überprüfung muss man diese vorweisen können. Überprüfungen finden beispielsweise durch Polizei, Ordnungsämter oder auch den Zoll statt und dienen dazu, die Qualifikation von Sicherheitsleuten im Einsatz zu checken. Damit sollen schwarze Schafe in der Sicherheitsbranche ausgemerzt werden, die ungelernte Billig-Kräfte für ihre Security-Aufträge einsetzen.

Kann ein Wachmann, ein Ordner, ein Doorman oder auch ein Ladendetektiv bei einer solchen Überprüfung keine persönliche Bewacher-ID vorweisen, wird ihm in der Regel sofort die Beschäftigungserlaubnis entzogen und er wird heimgeschickt. Das bedeutet sowohl für denjenigen, vor allem aber für seinen Arbeitgeber eine Vielzahl von Problemen und Strafzahlungen. Denn es dürfen laut Gesetz nur solche Personen für Sicherheitsaufgaben eingesetzt werden, die im Bewacherregister registriert sind.

Inwiefern steht die Bewacher-ID für Qualität im Sicherheitsgewerbe?

Eine essentielle Voraussetzung, um überhaupt eine Bewacher-ID zu erhalten, ist der Qualifikationsnachweis nach § 34a GewO. Das bedeutet, dass der Bewerber eine erfolgreich absolvierte Sachkundeprüfung nach § 34a GewO vorweisen muss. Dies ist eigentlich ohnehin die Grundvoraussetzung, die jeder seriöse Sicherheitsdienst anlegt, wenn es um die Einstellung von Fachkräften geht. Doch unseriöse Billigheimer umgehen diesen Punkt häufig und setzen auch solche Leute für Security-Aufträge ein, die diese Qualifikation nicht haben.

Man bekommt als Sicherheitskraft den sogenannten 34a Schein durch eine entsprechende Ausbildung. Diese wird beispielsweise von den IHKs in Deutschland angeboten. Mit bestandener Sachkundeprüfung erhält man seit 2019 bei den meisten IHKs automatisch einen Validierungscode, der für die Anmeldung im Bewacherregister wichtig ist: Der Code belegt, dass der vorgelegte 34a Schein echt ist.

Ist das Arbeiten in der Security-Branche auch ohne Bewacher-ID möglich?

Als Sicherheitskraft zu arbeiten, ist in gesetzeskonformer Weise nur mit einer Bewacher-ID möglich. Das bedeutet jedoch nicht, dass es nicht immer noch viele unseriöse Firmen gibt, die dennoch Sicherheitspersonal ohne Bewacher-ID einsetzen. Die Billig-Security-Kräfte haben dann oft weder eine entsprechende Fachausbildung (34a Schein) noch ein unbeflecktes Führungszeugnis. Diese Leute sind aber natürlich billiger als echte Fachkräfte.

Daher sind die Firmen, die diese Praxis nutzen, oft die Preisbrecher im Security-Sektor. In Zeiten, in denen Aufträge oftmals an den günstigsten Anbieter vergeben werden, bekommen solche minderwertigen Wachschutzfirmen leider oft den Zuschlag. Doch wenn bei einer Überprüfung dieser Schwindel auffliegt, riskiert das Unternehmen, seine Gewerbeerlaubnis zu verlieren.

 

Ohne Bewacher ID ist die Ausübung einer Tätigkeit in der Sicherheitsbranche nicht erlaubt
Ohne Bewacher ID ist die Ausübung einer Tätigkeit in der Sicherheitsbranche nicht erlaubt

 

Auch als Auftraggeber ist es ratsam, darauf zu achten, dass ein Sicherheitsdienst ausschließlich Einsatzkräfte einsetzt, die eine Bewacher-ID besitzen. Denn ansonsten leidet die Qualität der Sicherheitsarbeit – und das kann schlimme Folgen haben.

Statt einen schlechten Security-Anbieter für billiges Geld zu buchen, kann man dann im Grunde auch gleich auf Security verzichten – der Effekt ist am Ende derselbe. Als Auftraggeber ist man zudem oft auch in der Haftung: Kann man z. B. bei einer Brandwache nicht belegen, dass entsprechend qualifizierte Fachkräfte zum Einsatz kommen, riskiert man eventuell den Versicherungsschutz im Brandfall. Darauf sollte man es wirklich nicht ankommen lassen.

Kann man eine Bewacher-ID wieder verlieren?

Zwar wird einer Sicherheitsfachkraft nach dem Nachweis der entsprechenden Qualifikationen eine Bewacher-ID ohne zeitliche Beschränkung erteilt. Doch wird die Person straffällig wird diese Bewacher-ID aberkannt. Sie verfällt zudem, wenn man über längere Zeit nicht im Security-Bereich arbeitet: Wer über ein Jahr lang aussteigt und keine selbständige Security-Arbeit oder ein Arbeitsverhältnis in der Sicherheitsbranche in dieser Zeit nachweisen kann, verliert die Bewacher-ID. Man kann sie allerdings neu beantragen, wenn man irgendwann wieder ins Sicherheitsgewerbe einsteigen möchte.

Welche Security-Aufgaben darf man mit einer Bewacher-ID ausführen?

Wer eine Bewacher-ID besitzt, hat nachgewiesen, dass er die Qualifikation für das Arbeiten in der Sicherheitsbranche mitbringt. Daher dürfen die Besitzer einer Bewacher-ID prinzipiell in allen Security-Leistungsfeldern arbeiten. Darunter fallen beispielsweise:

 

Es gibt jedoch Einsatzfelder, für die neben dem 34a Schein noch weitere Qualifikationen nachgewiesen werden müssen. Besitzer einer Bewacher-ID dürfen in solchen Einsatzfeldern nur dann arbeiten, wenn sie die entsprechenden Zusatzqualifikationen erworben haben. Dies betrifft beispielsweise Einsatzfelder wie:

 

Wie kann ich als Auftraggeber sicherstellen, dass alle Wachleute eine Bewacher-ID besitzen?

Für Auftraggeber ist es empfehlenswert, vor Vertragsabschluss mit einem Sicherheitsdienst eine schriftliche Bestätigung des Anbieters einzufordern. In dieser soll das Sicherheitsunternehmen versichern, dass sämtliche Einsatzkräfte eine Bewacher-ID haben.

Um auf Nummer Sicher zu gehen, kann man bei Auftragsstart zudem die Dienstausweise der Wachleute und Sicherheitskräfte einsehen. Dort muss die Bewacher-ID vermerkt sein.

Als Auftraggeber hat man jedoch in der Regel keine Möglichkeit, selbst im Bewacherregister (BWR) nachzuschauen, ob und wer eine Bewacher-ID besitzt. Denn einen Zugang zum BWR bekommen nur Unternehmen aus der Sicherheitsbranche.

Ein wichtiger Tipp noch zum Abschluss: Um zu gewährleisten, dass man wirklich hochwertige Security durch professionell ausgebildete Fachkräfte mit gültiger Bewacher-ID bucht, sollte man bei allzu günstigen Angeboten von Sicherheitsfirmen misstrauisch werden. Denn unseriöse Anbieter gehen meist mit deutlich niedrigeren „Kampfpreisen“ in eine Ausschreibung oder eine Angebotsanfrage als seriöse Anbieter. Doch auch in der Security-Branche gilt: Was zu wenig kostet, ist meist gar nichts wert.